Diener wollen nicht mehr dienen

Die Geschichte sorgt in Großbritannien für ziemlich hohe Wellen. Die knapp 200 Bediensteten auf Schloss Windsor fühlen sich ganz und gar nicht königlich entlohnt.

Sie wollen nicht mehr für Queen, Charles und Co. den Diener machen und darüber hinaus tausende Touristen betreuen und wenn nötig auch noch als Dolmetscher einspringen.

Jetzt reicht es den Lakaien. 120 der 200 königlichen Diener sind sogar Gewerkschaftsmitglieder und stimmen nun ab, ob sie den erlauchten Herrschaften nicht einen gewerkschaftlichen Baum aufstellen wollen. Sprich: Arbeitskampf.

Das Ganze könnte ab 14.April dazu führen, dass die Dienerschaft Ihrer Majestät nur noch Dienst nach Vorschrift versieht. Dabei brauchen die Royals doch ihre tägliche Pflege. Britische Medien berichteten etwa, dass Prinz Charles eine eigene Bedienstete hat, die ihm die Zahnpasta auf das erlauchte Bürsterl drückt. Die Geschichte wurde zwar offiziell dementiert, Charles drücke selbst, hieß es.

Aber trotzdem: Jetzt sind es die Diener, die sich drücken – von der Arbeit. Das hat es auf Schloss Windsor seit 900 Jahren nicht gegeben. Woran das wohl liegen mag? Handelte es sich nicht um englisch-königliche Hofdiener, sondern um österreichische Staatsdiener, also um hoch entwickelte Bürokraten, gewerkschaftlich organisierte Amtspersonen, das Thema Dienst nach Vorschrift wäre keine die Monarchie erschütternde Drohung. Da wäre jeder Bürsterl-Drücker im Beamtendienstrecht niedergeschrieben, im Besoldungstarif festgelegt und in den Verfassungsrang gehoben.

Wir in Österreich brauchen keine Monarchen, um zu wissen, wie Feudalismus funktioniert. Unsere Kaiser residieren in der Beamtengewerkschaft.

E-Mails an: gerhard.hofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.04.2015)

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