ÖVP und SPÖ – (k)ein Vergleich

Der Festakt als Zustandsbild einer Partei: Es sieht nicht gut aus für die SPÖ.

Wenn die dieswöchigen Jubiläumsfeiern zum 70.Geburtstag etwas über den Zustand von SPÖ und ÖVP aussagen, dann sieht es düster für die SPÖ aus. Diese bot zu Mittag eine Bilanzpressekonferenz, von der dann auch nur der Häupl-Scherz übrig blieb, und einen eher stimmungslosen Festakt am Abend.

Die ÖVP hingegen verstand es weit besser, Vergangenheit und Gegenwart zu verknüpfen. Den Auftakt machte eine Messe, was in einer weitgehend laizistischen Gesellschaft zwar anachronistisch anmuten mag. Aber: Sie geriet durchaus stimmungsvoll. Und dass eine sich christlich-sozial nennende Partei ihren Geburtstag auch in einer Kirche feiert – noch dazu in jenem Stift, in dem sie gegründet wurde –, ist nun auch wieder nicht so außergewöhnlich.

Vor allem aber war der ÖVP-Festakt danach nicht nur moderner inszeniert als jener der SPÖ, es waren auch die Reden gehaltvoller. Die offizielle Festrede des Grazer Soziologen Manfred Prisching zum Beispiel, eine pointierte Abhandlung über das Bürgertum, seine Werte, seine Vergangenheit und seine mögliche Zukunft, war ein intellektueller Genuss.

Wenn die dieswöchigen Jubiläumsfeiern also etwas über den Zustand von SPÖ und ÖVP aussagen, dann dürfte die Volkspartei tatsächlich so etwas wie Zukunft haben. Die SPÖ eher nicht.

Emails an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2015)

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