Den Grexit nur verschoben

Für Griechenland und Russland ist der jetzt geplante Erdgas-Deal auf auf den ersten Blick das, was man Win-Win nennt.

Für Griechenland und Russland ist der jetzt geplante Erdgas-Deal auf auf den ersten Blick das, was man Win-Win nennt: Die Russen können mit ihren Erdgasexporten nach Europa die ungeliebte Ukraine umgehen – und die Griechen bekommen (als Vorauszahlung für später fällige Transitgebühren) bis zu fünf Milliarden Euro auf ihr notorisch leeres Staatskonto überwiesen.

Einen Krach mit der Euro-Gruppe, mit der gerade um weitere Finanzhilfen verhandelt wird, sollten die Herren Tsipras und Varoufakis allerdings trotz aufkeimender Triumphgefühle nicht riskieren. Fünf Milliarden sind nämlich für ein Land im Zustand Griechenlands keine besonders gewaltige Summe. Sie reichen nicht einmal, um die 6,7 Milliarden, die im Sommer an Rückzahlungen an die EZB fällig werden, zu finanzieren. Von den neun Milliarden, die der IWF heuer noch zurückhaben möchte, reden wir da noch gar nicht.

Ohne die Reformen, die die Europartner im Gegenzug für Finanzhilfen einfordern, kann das Geld aus dem Russendeal den drohenden Grexit also höchstens um ein paar Wochen hinausschieben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2015)

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