Fragen wir doch, wie diese Theater künftig funktionieren sollen!

Entwurf fürs Bundestheatergesetz: Zurück in die Proporz-Steinzeit?

Jahrzehntelang hat der Kampf gedauert. Endlich waren Burgtheater, Volks- und Staatsoper eigenverantwortliche Unternehmen – nun folgt der Rückschlag. Die Holding, als Rest der einst mächtigen Bundestheater-Verwaltung, soll wieder gestärkt werden. Und das, nachdem sich in der leidigen Burgtheater-Causa gezeigt hat, dass die Aufsichtsfunktion so gar nicht funktionieren wollte. Wozu also die Holding überhaupt?

Der neue Holding-Chef soll de facto wieder die Oberhoheit über das Budget der drei Häuser bekommen – und möglicherweise gesellt man ihm auch einen Vize-Direktor hinzu.

Was assoziiert der gelernte Österreicher aus diesen Vorgaben für die Novellierung des Bundestheatergesetztes? SPÖ und ÖVP träumen sich wieder einmal zurück in die alte Proporzgesellschaft. Was anderes könnte diese Gesetzesvorlage sein als der Versuch, einem Kandidaten – früher hätte man gesagt, der steht längst fest – eine komfortable Ausgangsposition zu sichern – und einem Kollegen von der anderen Seite üppige Pfründe?

Nach den nächsten Wahlen weiß man dann, für wen die Sache maßgeschneidert wurde. Das einzig wirklich heiße Thema: Die nach jahrelanger Deckelung längst fällige Valorisierung der Theaterbudgets kommt wieder nicht, lediglich eine Aufstockung, über deren Verwendung naturgemäß der neue Wunderwuzzi entscheiden wird.

Angesichts der notorischen Reaktion vonseiten der Grünen, die offenbar jegliche Hochkultur im Land für entbehrlich halten, sollte sich bald eine verantwortungsbewusste Stimme in der heimischen Kulturpolitik melden, die eine Definition der Aufgaben der Bundestheater einfordert, der dann Taten folgen sollten: Wer einen hoch qualifizierten Theaterbetrieb wünscht, muss auch dessen Finanzierung sicherstellen – und den klaglosen Betrieb. Neue Schikanen nach alten Vorbildern zu errichten, wird keine Lösung bringen.

E-Mails an: wilhelm.sinkovicz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.05.2015)

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