Wiener Wunder: Die Wahl macht Minister Beine

Hundstorfer denkt bei Mindestsicherung um.

Politiker sind doch lernfähig – zumindest mit der Angst vor herben Verlusten bei Wahlen im Nacken. Das Einlenken von Sozialminister Hundstorfer bei der Mindestsicherung als Absicherung für jene, die wenig bis gar kein Einkommen haben, ist vor allem dem Umstand geschuldet, dass Wiens SPÖ im Oktober eine Schlappe droht. Lang hat der Mann aus dem Wiener Rathaus und Spitzengewerkschafter nach der Einführung der Mindestsicherung ab September 2010 Kritik etwa aus den Reihen des Koalitionspartners ÖVP wie lästige Fliegen weggescheucht. Nun denkt er selbst über Änderungen dieser Sozialhilfe nach. Gut so.

Denn bisher hat der SPÖ-Ressortchef signalisiert, im Grund genommen sei ohnehin alles paletti und es werde streng genug gegen Missstände vorgegangen. Ganz so kann es nicht gewesen sein. Sonst würde inzwischen nicht ausgerechnet Wien darauf drängen, dass auch Junge unter 25 angebotene Jobs annehmen müssen. Sonst würde jetzt nicht der Sozialminister selbst über Sach- statt Geldleistungen nachdenken, um Missbräuche zu verhindern. Jetzt gilt es freilich, darauf zu achten, dass sein Eifer nach geschlagener Wien-Wahl nicht schlagartig wieder erlahmt.

karl.ettinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.07.2015)

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