Ein bisschen Solidarität mit Traiskirchen

Wer demonstriert, sollte das mit Vernunft tun.

Tourismus-Marketing sieht anders aus. Die Stadt Traiskirchen ist zwar mittlerweile jedem Schulkind in Österreich ein Begriff. Allerdings sind ein heillos überfülltes Aufnahmezentrum für Flüchtlinge und Menschen, die behelfsmäßig in Zelten ihr Dasein fristen, nicht wirklich ein Ambiente, das Werbung für eine liebliche Heurigengegend macht.

Die knapp 20.000 Einwohner der Stadt nehmen schon seit Langem als größte Flüchtlingsherberge des Landes einiges auf sich. So viel, dass der streitbare rote Bürgermeister Babler die Bezirkshauptmannschaft Baden gebeten hat, die Demonstration nicht zu genehmigen. Auch wenn die Demo-Initiative betont, Geflüchtete unterstützen zu wollen.

Von Bezirksseite wurde die Kundgebung tatsächlich untersagt. Der Bescheid ist hoffentlich juristisch hieb- und stichfest untermauert. Denn die Demonstrations- und Versammlungsfreiheit seiner Bürger ist ein wesentliches Gut, das einen Rechtsstaat auszeichnet.

Es kann aber auch den Organisatoren nicht daran gelegen sein, gerade den Traiskirchnern, die wahrlich nichts für die Zustände im und um das Aufnahmezentrum können, noch Unannehmlichkeiten zu bereiten. Mit einem Aufschaukeln ist nämlich den Flüchtlingen ganz sicher nicht geholfen. Diese Stadt wird von vielen Landes- und Kommunalpolitikern in Österreich bei der Bewältigung des Flüchtlingszustroms sträflich allein- und im Stich gelassen wird. Daher hat sich Traiskirchen dieses Mindestmaß an Solidarität, nicht unnötig belästigt zu werden, verdient.

karl.ettinger.@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.07.2015)

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