Unerwünschte Fremde im Tourismusort

Ossiach verwehrt Asyl mithilfe eines Baustopps.

Man darf gespannt sein, was Österreich mit den nun neu ankommenden Flüchtlingen macht. Denn mit Schlag Mitternacht gilt der für das Erstaufnahmezentrum Traiskirchen erlassene Aufnahmestopp. Zahlreiche Kommunalpolitiker trachten mit Hilfsorganisationen und privaten Helfern die große Herausforderung bei der Unterbringung zu meistern. Genauso wie sie sich schon jahrein, jahraus um Pflegeeinrichtungen für betagte betreuungsbedürftige Einheimische kümmern.

Andere Lokalpolitiker verwenden hingegen offenbar viel Kraft dafür, Asylwerber möglichst von ihrem Ort fernzuhalten. Der Bürgermeister der Kärntner Tourismusgemeinde Ossiach zählt zu dieser Gruppe. Baurechtliche Vorschriften müsse er einhalten, sonst begehe er Amtsmissbrauch, führt Ortschef Johann Huber, ein Freiheitlicher, ins Treffen. Nicht dass sich ein Politiker über Gesetze hinwegsetzen soll. Aber eilig scheint es der Ossiacher Bürgermeister mit der Sanierung des lang leer stehenden Gebäudes nicht gehabt zu haben. Außerdem: Ginge es um den strengen Vollzug von (Gesetzes-)Vorschriften, hätte Traiskirchens Bürgermeister, Andreas Babler, das Flüchtlingslager vermutlich längst dichtmachen müssen.

Ausländer aus aller Herren Länder sind als Feriengäste im malerischen Ossiach gern gesehen. Österreich ist ein freies Land: Genau diese Urlauber sollten sich überlegen, ob sie just in eine Gemeinde kommen wollen, in der Fremde in Not und ohne Geld offensichtlich unerwünscht sind.

karl.ettinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.08.2015)

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