Die Frage, ob Ursula Stenzel nun mithilft, die FPÖ „salonfähig“ zu machen, kann man sich schenken.
Die FPÖ – das zeigt jede Wahl – ist längst in der Mitte angekommen. Wobei das „Überlaufen“ von Ursula Stenzel natürlich schon ein symbolträchtiges Gustostückerl ist: Sich das bekannteste bürgerliche Gesicht der Stadt zu holen – da kann noch Reinhold Lopatka dazulernen. Ein echter, blauer Coup.
Ob es auch einer für Stenzel ist, ist zweifelhaft: Rache ist kein guter Ratgeber. Sicher, sie hat ein fixes Ticket für den Gemeinderat, muss sich keinen eigenen Wahlkampf organisieren. Aber sie zahlt dafür mit der Verstörung vieler Fans in „ihrem“ Bezirk. Natürlich wussten die, dass Stenzel konservativ ist und die Integrationspolitik der ÖVP zu weich fand. Aber das bürgerliche Setting vermittelte die Gewissheit gewisser Grenzen – etwa eine zu einer reimenden Arbeiterpartei mit Vorliebe für Partys. Das geht sich inhaltlich und stilistisch nicht aus, dachte man. Sie habe sich geoutet, sagte Stenzel gestern und meinte die Bekanntgabe ihrer Kandidatur. Tatsächlich werden manche dieses Outing aber ganz anders verstehen.
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.09.2015)