Grüner Schwerverbrecher

Wo kommen wir hin, wenn ein Grüner bei der Integration speziell türkischer Migranten keineswegs alles in eitler Wonne sieht?

Mit Offenheit und Freigeistigkeit haben sie es nicht so, die Grünen. Bundesrat Efgani Dönmez bekam das jetzt von den oberösterreichischen Parteifunktionären zu spüren, die ihn als Vertreter in der Länderkammer abserviert und durch den Braunauer Gemeinderat David Stögmüller ersetzten.

Wo kommen wir hin, wenn ein Grüner bei der Integration speziell türkischer Migranten keineswegs alles so in eitler Wonne sieht, wie sich dies die Parteispitze in ihrer schönen, rosaroten Multikulti-Welt zusammenträumt? Der Kecke aus Oberösterreich ist nicht der Erste, der gemaßregelt wurde. Bemerkenswert sind die Wertigkeiten. Die von den Wienern gerupfte Queen Mary hat ihr Wort, bei Verlusten zu gehen, gebrochen. Was ist das schon gegen einen Bundesratsmandatar, der es wagt, vom vorgezeichneten grünen Gesellschaftstugendpfad ein wenig abzuweichen? Bei Maria Vassilakou gab es von grünen Hofschranzinnen und -schranzen breite Unterstützung. Für Dönmez gab es mit dem Mandatsverlust die Höchststrafe. Ist schließlich ein Schwerverbrechen, bei den Grünen seinen kritischen Geist nicht beim Auftritt auf der politischen Bühne in der Garderobe abzugeben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.10.2015)

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