Roms Realität übertrifft Dan Brown

Wo sitzen die größten Feinde der katholischen Kirche?

Wo sitzen die größten Feinde der katholischen Kirche? Auch (und gerade?) in ihrem Innersten, im Vatikan, wie gleich zwei Bücher nahelegen, die soeben veröffentlicht wurden. Paul VI. hat 1972 in einer denkwürdigen Rede gemeint, der „Rauch des Satans“ sei durch Ritzen in die Kirche gedrungen. Ihm fehlte wohl genauso wie Berufsfabulierer Dan Brown die Fantasie dafür, was im Vatikan tatsächlich abgeht.

Dubiose Konten, odiose Verschwörungen, Vetternwirtschaft, teure Maßkleidung, billige Luxuswohnungen, Verschwendung bis Veruntreuung von Spendengeldern sind Ingredienzien, denen sich Franziskus laut Geheimdokumenten und Abhörprotokollen gegenübersieht. Der Papst höchstselbst hat von „gewaltiger Geldverschwendung“ gesprochen. Und was macht Vatikan-Pressesprecher Federico Lombardi? Er sorgt sich um die Suche nach den „Verrätern“. Die Eminenzen werden schon gewusst haben, weshalb sie den Argentinier Bergoglio zum Papst gewählt haben. Manche in der Hoffnung, Machenschaften vor einem Mann der Peripherie besser vertuschen zu können. Einige (von ihnen) denunzieren Franziskus als Kommunisten. Ah ja. Besser als Korruptionist ist es allemal.

Emails an: dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.11.2015)

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