Die Hörigkeit gegenüber dem Kalender

Winterjacke bei 20 Grad? Es ist November!

Wiener sprechen zwar gern über das Wetter. Wirklich hörig sind sie aber nur dem Kalender. Denn wie sonst lässt es sich erklären, dass bei Temperaturen jenseits der 20Grad trotzdem alle Winterjacken inklusive Haube, Schal, Handschuhe tragen?

Ein paar Ausreißer gibt es natürlich. Sie lassen sich besonders gut bei Straßenbahnstationen beobachten. Da stechen jene Menschen mit offen getragener, dünner – oder gar ohne – Jacke aus dem Gesamtbild hervor wie ein Fehler in einem Suchbild für Kleinkinder. Vielleicht sind diese wetterfühligen Menschen aber einfach nur ein bisschen schlauer als die anderen. Sie dürften sich gemerkt haben, dass die Wiener Linien im November die Heizungen in den Straßenbahnen einschalten – auch bei einer Außentemperatur von 23 Grad. Immerhin würde die Stadt Wien im Sommer auch nie auf die Idee kommen, die Badesaison vorzuverlegen, nur weil eine Warmfront danach schreit.

Jetzt ist also November, und das heißt Wintermantel, Haube und Punsch – die ersten Adventmärkte haben (wie immer) schon offen. Da kann das Wetter einpacken.

karin.schuh@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.11.2015)

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