Das Versagen der Geheimdienste

Der Freitag, der 13.11, wird als das französische 09/11 in die Geschichte eingehen. Und er zeigt: Die Geheimdienste haben versagt - wie schon 2001.

Also wieder Frankreich. Heuer zu Jahresbeginn, am 7. Jänner, ermordeten al-Qaida-Attentäter in der Redaktion der Satirezeitschrift Charlie Hebdo elf Menschen und brachten auf der Flucht einen Polizisten um.

Tags darauf überfiel ein Terrorist, der sich zum Islamischen Staat bekannte, im Süden von Paris einen Supermarkt und nahm Geiseln, nachdem er eine Polizistin erschossen hatte.

Es handelte sich um den blutigsten Anschlag seit 1961, als am 18. Juni 1961 ein Schnellzug zwischen Paris und Straßburg entgleiste: Unter einem Gleis war eine Sprengladung angebracht worden. Damals starben 28 Menschen. Hinter diesem blutigen Attentat, das offizell nie aufgeklärt wurde, soll die OAS gestanden sein (Organisation de l’armée secrète; deutsch Organisation der geheimen Armee. Sie war eine eine französische Untergrundbewegung während der Endphase des Algerienkriegs.

Hinter den Anschlägen vom Freitag, dem 13., steht die Terrororganisation Islamischer Staat. Die Attentäter sind tot. Schon in der Nacht auf Samstag kursierten im Internet Behauptungen, der Islamische Staat stecke hinter dem Terror in Paris. Der als "Jihadi John" bekannte Henker der Terrormiliz "Islamischer Staat" wurde nach US-Angaben bei einem Drohnenangriff nahe der IS-Hochburg Raqqa in Syrien getötet.

Bei der neuen Anschlagsserie handelt es sich um einen organisierten Angriff islamistischer Terroristen. Sie mögen dafür zuvor eigens eingereist sein; es könnte sich aber auch um sogenannte "Schläfer" handeln, die schon lange in Paris lebten. Zwei von ihnen sind - dem Informationsstand von Samstagabend zufolge - als „Flüchtlinge“ über Griechenland "eingereist".

„Abhören unter Freunden, das geht gar nicht", beschwerte sich die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel im Sommer 2013, als bekannt wurde, dass die NSA Deutschland bespitzelte. Die USA haben aber auch die französische Staatsspitze über Jahre abgehört. Mindestens von 2006 bis Mai 2012 sollen Jacques Chirac, Nicolas Sarkozy und François Hollande abgehört worden sein.

Der Freitag, der 13.11., wird als das französische 09/11 in die Geschichte eingehen. Und er zeigt: US-Geheimdienste wie die NSA und die  französische DSGE, die Direction Générale de la Sécurité Extérieure (Generaldirektion für äußere Sicherheit) haben versagt. So wie 2001, als 19 Flugzeugentführer der Terrororganisation al-Qaida in den USA mehr als 3000 Menschen töteten.

Die Geheimdienste sollten weniger die "Freunde" abhören als die Feinde.Und informiert sein, ob sich irgendwo Terrorzellen bilden. Die NSA belauscht doch angeblich eh alles und alle.

E-Mails an: stefan.schoeffl@diepresse.com

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