Schwarzer Mittwoch

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Große Ankündigungen beim Neustart von Zielpunkt endeten in einer Pleite.

Während die konsumlastigen USA diese Woche am „Black Friday“ den Beginn des Weihnachtsgeschäfts mit hohen Rabatten zelebrieren, herrscht im österreichischen Handel keine Feierstimmung: Am Mittwoch wurde bekannt, dass der seit Jahren marode Lebensmitteleinzelhändler Zielpunkt Insolvenz anmelden muss. Bei den über 2500 Mitarbeitern der Handelskette, die nun um Gehälter und um ihre berufliche Zukunft zittern, wurden vor drei Jahren mit dem Einstieg des Großhandelsunternehmens Pfeiffer große Hoffnungen auf rosigere Zeiten geweckt.

Von Synergien mit den anderen Teilen von Pfeiffer war da die Rede, das Diskonterimage wollte man abstreifen und zum regionalen Vollsortimenter im Osten Österreichs werden. Und auch mit Ankündigungen von Franchising, Migranten als Zielgruppe und einem Einstieg in den Online-Handel wurden die Angestellten und auch die Medien bei Laune gehalten. Der Turnaround im knallharten Lebensmittelbusiness sollte im Jahr 2015 erreicht werden, dann wurde das Datum auf 2016 geändert. Doch die schwarzen Zahlen waren letztlich unerreichbar. Warum? Regelmäßige Besucher von verschiedenen Zielpunkt-Märkten wurden durch ständige Änderungen am Sortiment mehr verwirrt denn begeistert. Entbehrliche Eigenmarken wurden eingeführt, die ehemals attraktive Schirnhofer-Wursttheken von Zielpunkt selbst übernommen. Der Konsument vermisste eine klare Linie. Und das alles zu Preisen, die sich von den Mitbewerbern im Supermarkt-Segment nicht unterschieden.

Neben dem sicherlich kaum reparablen Image der Marke Zielpunkt scheint das Management des Unternehmens auch die klare Linie in der Neuausrichtung nicht gefunden zu haben. Dass der "katastrophal schwache" Umsatz in den vergangenen Wochen im gesamten Lebensmittel-Einzelhandel nun als Auslöser für die Megapleite herhalten muss, ist deshalb schwer zu glauben. Denn noch Anfang November hatte die Geschäftsführung die Umsatzentwicklung der Turnaround-Phase bei Zielpunkt „sogar etwas über Plan“ beschrieben. Man muss nicht jahrelange Handelserfahrung nachweisen können, um daran zu zweifeln.

Mails an:herbert.asamer@diepresse.com

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