Der neue Holding-Chef für die Bundestheater ist eine gute Wahl

Christian Kirchers Kür erinnert an Hoffnungen und Missstände.

Schnell! Nennen Sie Geschäftsführer großer Kulturinstitutionen! Burgtheater, Kunsthistorisches Museum, Museumsquartier, Volkstheater. Die Namen fallen Ihnen nicht ein? Ein Punkt für die Kaufleute. Sie sind unauffällig, aber offenbar effizient. Ihre Leistung wird gern unterschätzt in dem Glamour-Business Kultur. Der Kaufmann muss alles über Kunst wissen. Er braucht Enthusiasmus und Autorität. Wir wünschen Christian Kircher, dass er sich in die Reihe der unauffällig Effizienten einreiht.

Viel zu tun dürfte er vorerst nicht haben. Die Bundestheater bekommen eine kräftige Subventionserhöhung: 163 statt 149 Millionen Euro ab 2016, das ist viel. Die Kontrolle wird gestärkt. Schön. Schon bisher drehten allerdings bei den Bundestheatern externe Berater und teure Experten jeden Stein um – und trotzdem war die Burgtheater-Krise möglich. Der Minister verteilt das Geld. Wir möchten, dass dabei Erfolg – beim Publikum! – ein Faktor ist, Geheimdiplomatie ausgespart bleibt und nicht der cleverste Blender, sondern der einfallsreichste Programmmacher belohnt wird.

Keine Ernennung, die nicht kritisiert würde. Der neue Holding-Chef kommt aus dem Wien-Museum, ist also „ein Roter“, heißt es. Fix ist: Kircher hat gewichtige Konkurrenten aus dem Feld geschlagen. Obwohl mindestens eine qualifizierte Frau genannt wurde, hat ein Mann das Rennen gemacht. Die Herren bleiben alles in allem auch im Kulturbereich in der Mehrzahl. Für den Minister zählte wohl auch die Überraschung. Diese scheint mit Kirchers Wahl gelungen. Es wird spannend sein zu sehen, wie der singende Betriebswirt seine Chance, eine wichtige Position im vielleicht weltgrößten Bühnenkonzern auszufüllen, nützt. Bewährt hat sich erneut die Objektivierung mit Ausschreibung und Findungskommission. Diese befreit die Erwählten vom odiosen Odium, beim Lunch im Nobelrestaurant „ausgeschnapst“ worden zu sein.

E-Mails an:barbara.petsch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.12.2015)

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