Lämpels Exempel

„Ach, was muss man oft von bösen Kindern hören oder lesen!“ Der Anfang von Wilhelm Buschs „Max und Moritz“ ist allgegenwärtig.

Auch einzelne Figuren aus der Geschichte, die für die beiden Buben so schrecklich endet, fallen auf Anhieb noch ein: allen voran die Witwe Bolte, „die das auch nicht gerne wollte“, schon gar nicht, ihre Hühner zu verlieren.

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl, in seiner Parteizentrale fürs Lesen zuständig, hat nun als Reaktion auf Heinz Fischers Rüffel für Heinz-Christian Strache (dieser hat Bundeskanzler Werner Faymann gewohnt besonnen als Staatsfeind bezeichnet) eine weitere Busch-Figur ausgegraben. Fischers Kopfwäsche sei „in selbstgerechter Lehrer-Lämpel-Manier“ erfolgt, teilte Kickl am Montag mit.

Kickl hat offenbar (und hoffentlich) den vierten Streich von Max und Moritz nicht zu Ende gelesen, bevor er seine Aussendung verfasst hat. Nicht nur, dass Lehrer Lämpel für der „Weisheit Lehren“ zuständig ist, was im aktuellen Wahlkampf offensichtlich niemandem schaden würde. Der fromme, Orgel spielende Lehrer fiel am Ende – wie soll man es in Zeiten des Terrors anders sagen – einem Bombenanschlag zum Opfer: Max und Moritz haben ihn mit seiner Pfeife in die Luft gejagt. Er überlebte schwer verletzt, würde es in einschlägigen Meldungen heißen.

Braucht es also (Aufrufe zur) Mäßigung? „Dies ist wieder ein Exempel“, hätte Lehrer Lämpel geantwortet.

E-Mails an: florian.asamer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.01.2016)

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