Diese Freiheit nehmen wir uns – selbst weg

China kauft Syngenta: so traurig wie unvermeidlich.

Die Aktionäre von Syngenta dürfen sich freuen. Die Konjunktur für Saatgut und Pflanzenschutz ist so schlecht, dass aktuell kein privater Investor auch nur annähernd so viel für den Basler Agrarchemiekonzern zahlt wie ChemChina. Auch das Management kann aufatmen: Anders als der US-Konkurrent Monsanto, der die Schweizer schlucken wollte, plant der staatliche Chemieriese aus China keinen Kahlschlag. Also alles gut?

Gar nichts ist gut, wenn sich ein Unternehmen der westlichen Welt an eine Diktatur verkauft. Aus einer transparenten, an der Börse gehandelten Firma, deren Erfolge und Fehler die Öffentlichkeit jeden Tag neu verhandelt, wird ein Spielball autoritärer Mächte mit undurchsichtigen Absichten.

Die Ironie dabei: Die Fusion mit Monsanto scheiterte auch an drohenden Auflagen der Wettbewerbshüter. Das Ergebnis ist nun: weniger privat, mehr Staat. Aber was wäre die Alternative gewesen? Regulierer dürfen nicht mit zweierlei Maß messen. Niemand zwingt die Aktionäre, an Peking zu verkaufen. Ihnen das zu verbieten, wäre der schlimmere Sündenfall gewesen. Zur Freiheit gehört, dass man sie freiwillig opfern darf – siehe Polen. Also: Zähne zusammenbeißen. Demokratie und Markt werden auf Dauer obsiegen.

karl.gaulhofer@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2016)

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