Viel Bling-Bling für Naive

Peinlich ist ihm so gut wie nichts ...

... nicht das Bling-Bling, die glitzernde Morgengabe am jungen „Trophy Wife“ an seiner Seite, die mindestens seine Tochter sein könnte; nicht die Derbheiten, die über seine Lippen kommen; nicht das Super-Ego, das er spazieren führt; nicht die Auftritte im Reality-TV. Hauptsache, das gefärbte Haupthaar ist ausgeleuchtet und der Name via Boulevard marktschreierisch unters Volk gebracht.

Nein, nicht von Richard Lugner ist die Rede, dem Westentaschen-Trump, der soeben seine Präsidentschaftskandidatur erklärt hat, sondern vom US-Original. Als der halbseidene Immobilienmagnat und Organisator von Misswahlen im Juni 2015 im mit Gold ausgekleideten Foyer seines Wolkenkratzers an New Yorks Fifth Avenue seine Bewerbung verkündete, hielten dies viele für einen Scherz, bestenfalls für einen Werbegag.

Seither ist kein Tag vergangen, an dem Trump nicht die Schlagzeilen dominiert hätte – mit der Forderung nach einem Einreiseverbot für Muslime, das ihm beinahe selbst ein Einreiseverbot in Großbritannien eingebracht hätte; mit Kritik an Merkel und Lob für Putin; und vor allem mit sehr, sehr viel Selbstlob. Niemand, der nicht seinen Absturz prophezeit hätte.

Nun ist eingetreten, was er stets vorhergesagt hat: Nach dem Triumph in New Hampshire ist er der Frontrunner im republikanischen Wahlkampf, und es ist alles andere als ausgeschlossen, dass er auch die Nominierung erringt – zum Ärger des Establishments, dem er selbst entstammt. Es gehört viel Chuzpe dazu, sich als großer Außenseiter zu gerieren – und viel Naivität, ihm das auch abzukaufen.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2016)

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