Die gelbe Gefahr: Doppelbödigkeit des Fußballs

Zlatko Junuzović steht wegen einer absichtlichenVerwarnung in der Kritik.

Dass österreichische Fußballer im Ausland für Schlagzeilen sorgen, das ist keine Seltenheit mehr. Etwas verwunderlich ist die Tatsache, dass Zlatko Junuzović zum Buhmann geworden ist. Der Werder-Legionär hat sich eine Gelbe Karte abgeholt und damit eine Sperre provoziert. In Deutschland fragen sich nun viele: Darf man das? Sich gegen Bayern München absichtlich sperren zu lassen, weil da ohnedies nichts zu holen ist? Um in aussichtsreicheren Partien wieder in die Zweikämpfe gehen zu können? „Es ist unfair, sich so zu verhalten“, sagt der deutsche Fußballbund (DFB).

Der ganze Vorfall wird hochgespielt. Der Fall Junuzović ist nur ein Beispiel dafür, wie doppelbödig der Fußball agiert. Auf der einen Seite der moralische Anspruch von Sportsgeist, Ehrlichkeit und Respekt – das verkauft sich gut und wirkt als Imageträger magisch auf Sponsoren, Politiker und Medien. In Wahrheit aber wird im Fußball mitunter gelogen, dass sich die Torlatten biegen.

Der DFB appelliert nun an die Vereine, mit ihren Spielern zu sprechen und vorsätzliche Gelb-Sperren zu unterlassen. Heuchelei. Viele denken: Der ist blöd, das in die Kamera zu sagen. Dabei war es nur ehrlich.

wolfgang.wiederstein@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2016)

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