Keine beliebige Grenze

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Als Johann Wolfgang von Goethe 1786 in Richtung Süden aufbrach, war er auf der Suche.

Nach dem idealisierten antiken Italien. Nach seiner Bestimmung als Dichter, die er in Weimar verloren hatte.

Der Brenner markierte für ihn in der „Italienischen Reise“ die „Grenzscheide des Südens und Nordens“, auf der er sich eingeklemmt fühlte. Vor ihm erstreckte sich das Land, in dem er die Erfüllung seiner Sehnsüchte vermutete, weit hinter ihm lag das Grau des Nordens.

Am Grenzcharakter des Brenners haben sich immer die Geister geschieden. Aber was er auch trennte, er war im Wesen immer auch ein Durchgang. Für den Dichter eine Passage zu sich selbst. Für Reisende die letzte Station vor dem Urlaub. Für Güter ein wichtiger Transportweg. Man muss die Symbolik nicht überbetonen. Aber man kann nicht so tun, als ginge es nur um eine beliebige Grenze.

E-Mails an: friederike.leibl-buerger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2016)

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