Der frühere Chefideologe der ÖVP ist letztlich an der ÖVP gescheitert.
Monatelang hatte er sie hingehalten. Und sie sind davon ausgegangen, dass er es wohl machen wird. Knapp vor Weihnachten sagte Erwin Pröll seinen Parteifreunden in der Lichtenfelsgasse dann ab.
ÖVP-Obmann Reinhold Mitterlehner musste umdisponieren, zog Andreas Khol aus dem Hut. Doch es gab zu diesem Zeitpunkt weder ein Wahlkampfbüro, noch ein Budget, noch eine Kampagne. Ein Monat war verloren, bevor der Wahlkampf von Andreas Khol in Gang kam – auch die Werbeagentur musste zwischenzeitlich noch gewechselt werden.
Nicht nur seine Partei, auch Andreas Khol selbst brauchte eine Zeitlang bis er in Schwung kam. Doch dann machte er den schwungvollsten Wahlkampf von allen. Und wieder war es der egozentrische Landeshauptmann Erwin Pröll, diesmal mit seiner Regierungsumbildung, der den Khol-Wahlkampf konterkarierte.
Hinzu kamen all jene, die noch eine Rechnung mit Khol aus den vergangenen Jahrzehnten offen hatten. Und diesen nun öffentlich oder hinter den Kulissen desavouierten beziehungsweise gleich zur Wahl seiner direkten Kontrahenten aufriefen.
Freilich hat die weit verbreitete Unzufriedenheit mit der Bundesregierung ebenfalls negativ auf den Khol-Wahlkampf abgefärbt. Aber auch an dieser ist die ÖVP ja angeblich beteiligt.
All diese Widrigkeiten konnte auch Andreas Khol als Person, immerhin ehemaliger Erster Nationalratspräsident, früherer Chefideologe der ÖVP und mit allen Wassern gewaschener Verfassungsrechtler, nicht wettmachen. Er ist mit dem Sympathie-Malus gestartet – und es ist ihm während des Wahlkampfs auch nie gelungen, diesen loszuwerden. Den umsichtigen, freundlichen Staatsnotar à la Heinz Fischer trauten ihm die Österreicher dann doch nicht zu.
Alles richtig gemacht – aus seiner Sicht – hat letztlich Erwin Pröll. Er ist immer noch Landeshauptmann von Niederösterreich. Andreas Khols Karriere hingegen ist zu Ende.
E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com
("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2016)