Faymann ist jetzt der Zeremonienmeister beim SPÖ-Begräbnis

Die Hofburg-Wahl zeigt: Selbst die Mobilisierungskraft ist eine Mär.

Mit einem ansatzlosen Übergang zur politischen Alltagsarbeit wird es in der SPÖ nach diesem Wahlsonntag nichts. SPÖ-Chef Bundeskanzler Faymann und seine Getreuen können zwar den Österreichern weiter vorgaukeln, es habe sich um eine Persönlichkeitswahl gehandelt. Die SPÖ liege in den schlechtesten Umfragen für eine Nationalratswahl deutlich über dem Ergebnis für Rudolf Hundstorfer.

Aber das potemkinsche Dorf der SPÖ ist schon für jeden augenscheinlich: ruinenhafte rote Landesparteien von der Steiermark bis Oberösterreich. Das Abschneiden bei der Hofburg-Wahl beweist auch: Die oft beschworene Mobilisierungskraft der Funktionäre ist eine Mär und nicht einmal ein zartes Frühlingslüfterl; Faymann verwechselt das Bedienen der Boulevardmedien, wie es bei seinem Amtsantritt 2008 noch irgendwie funktioniert hat, mit Führungskraft und Regieren.

In der Flüchtlingspolitik trauen die Österreicher dem 180-Grad-Schwenk Faymanns wegen des nicht zu leugnenden Widerstands in Teilen der Partei nicht. Die Richtungsentscheidung steht noch aus. Faymanns Rolle ist die des Zeremonienmeisters bei der Trauerkundgebung für die nach langem Leiden verschiedene Sozialdemokratie alten Zuschnitts.

E-Mails an: karl.ettinger@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.04.2016)

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