SPÖ und ÖVP wecken DDR-Erinnerungen

Auch am Tag nach dem Totalflop sind die Reaktionen der Koalitionszwillinge, nun ja, bemerkenswert.

Der Vergleich mag hart und ungerecht erscheinen. Genau so wie das politische Leben eben nun einmal ist.

Also: Wie Spitzenvertreter von SPÖ und ÖVP auch noch am Tag nach dem für die Regierungszwillinge wider Willen deplorablen Ergebnis reagiert haben, erinnert fatal an die letzten Amtstage eines gewissen Erich Honecker. Der Staatsratsvorsitzende hat ja, die Jungen kannten ihn nicht mehr, bis zuletzt an den Arbeiter- und Bauernstaat DDR ganz, ganz fest geglaubt. Auch als das Volk längst von dessen angeblichen Segnungen nichts wissen wollte.

Nun jammert Gerhard Schmid, Bundesgeschäftsführer der zumindest nach der letzten Nationalratswahl stimmenstärksten Partei SPÖ öffentlich mit Hinweis auf die Steuerreform: „Die Wähler haben uns das nicht honoriert.“ Alleine diese Aussage beweist, dass der Mann Fehl am Platz ist. Ähnlich verhalten sich ÖVP-Politiker, wenn sie mit ernster Miene Meinungsforscher für das Abschneiden ihres Kandidaten verantwortlich machen.

SPÖ und ÖVP mit ihrer Heerschar an Berufsfunktionären und Amtsträgern auf den unterschiedlichsten Ebene, die sie (noch) beschäftigen können, leben offenbar zunehmend in einer Parallelwelt, ein- und abgekapselt von der realen Welt. Die tief gehenden Veränderungen in Österreichs Gesellschaft werden entweder nicht wahrgenommen, oder es fehlen Fantasie und Fähigkeit, darauf zu reagieren. Die DDR wurde hinweggefegt. Auch Parteien, und seien sie noch so lange „staatstragend“ gewesen, haben keine Bestandsgarantie.

(Print-Ausgabe, 26.04.2016)

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