Die wahre Kluft liegt zwischen Jung und Alt

Die EU-Staaten versagen im Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit.

Für die Kluft zwischen Arm und Reich gibt es ausreichend Aufmerksamkeit. Es geht immerhin um Gerechtigkeit. Doch die wachsende Wohlstandskluft ist in Relation zur Kluft zwischen Jung und Alt nur ein kleines Problem. Europa zerstört seine Zukunft. Wenn im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit in der EU wieder eher jene gerettet werden, die es sowieso besser haben, die älter und abgesicherter sind, lauft etwas ganz falsch. Das wird sich rächen.

Jugendliche finden schwerer einen Job, weil zu viele Unternehmen bei den Einsteigern, statt bei den Etablierten sparen. Die bleiben auf der Strecke, weil sie rascher und billiger gekündigt werden können. An der Jugendarbeitslosigkeit haben viele Schuld: Jene, die ihnen nur noch prekäre Verträge bieten, ebenso wie Arbeitnehmervertreter, die nur alte Privilegien bewahren. Es sind jene schuld, die mit Spekulationen wie in Spanien ganze Volkswirtschaften zerstört haben. Und natürlich jene, die den Jungen ein falsches Bild von Bildung vermittelt haben – auch viele Eltern.

Wer der Jugend die Perspektive zerstört, zerstört seine eigene – und nicht nur im Pensionssystem. Die Kluft in Europa läuft zwischen arbeitsrechtlich überprivilegierten Alten und unterprivilegierten Jungen. Wer Umverteilungen einfordert, muss auch hier ansetzen.

wolfgang.boehm@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.06.2016)

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