Grenzlandkindereien

Kürzlich wurde in der Nähe von Sopron die Überwindung der Teilung Europas gefeiert. Der Kontinent ist geeint, heißt es in Festtagsreden, die alten Nationalismen sind vergessen.

Schön wär's. Am Freitag ist Ungarns Staatspräsidenten Laszlo Solyom die Einreise in die Slowakei verboten worden, seither kommt es zum Austausch von Gehässigkeiten zwischen den beiden Nachbarn. Was ist geschehen? Präsident Solyom wollte an der Einweihung einer Statue des ungarischen Nationalheiligen Stephan I. im slowakischen Komárno teilnehmen – und zwar just am 41. Jahrestag der Niederschlagung des „Prager Frühlings“, bei der auch ungarische Truppen beteiligt waren.

Ein weiterer Streitpunkt: Die Slowakei sieht es gar nicht gerne, dass Budapest sich als Schutzpatron der Magyaren, von denen laut Volkszählung 520.528 in der Slowakei leben, sieht. Dabei hätten die politischen Eliten in Pressburg (Bratislava) und Budapest genug zu tun, die Folgen der schweren Wirtschaftskrise in beiden Ländern zu bekämpfen, anstatt mit Grenzlandkindereien die nationalen Ressentiments der eigenen Bevölkerung zu bedienen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2009)

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