Kerns Abschied von Kreisky

In Zukunft werden nur noch die Regierungskoordinatoren nach dem Ministerrat Rede und Antwort stehen.

Christian Kern und Bruno Kreisky verbindet so manches. Ja, auch die in Österreich nicht selten belächelte Vorliebe für gut sitzende Anzüge. In einem Punkt bricht Kern mit Kreisky. Er dekretierte am Dienstag die Abschaffung des Pressefoyers nach dem Ministerrat – eine Institution, seit 1971. Der gelernte Kommunikationswissenschaftler wird wissen, was er tut. Besonders bei Journalisten war das anfangs zwanglose Treffen mit grantigem bis witzigem Kanzler, dann meist auch dessen Vize, und natürlich Kollegen (nicht nur zum Branchentalk) Fixpunkt der Woche.

Aus und vorbei. Das war's also mit Versuchen, den Spitzen der Regierung Worthäppchen zu diesem und jenem zu entlocken. In Zukunft werden nur noch die Regierungskoordinatoren nach dem Ministerrat Rede und Antwort stehen. Die Sitzungen selbst sollen auch länger dauern, manchmal bis zu einen Tag, ohne gleich als Regierungsklausur vermarktet zu werden, und reine Arbeitstreffen sein, heißt es. Was waren sie bisher eigentlich genau? Und Kern will sich künftig in einem Kanzler-Blog zu Wort melden. Soll sein. Um einen ziemlich erfolgreichen Wahlslogan Kreiskys zu variieren: Lasst Kern und sein Team arbeiten! Wobei, das sei schon gesagt, die Betonung mehr auf dem letzten Verb als dem Nomen liegt.

E-Mails an:dietmar.neuwirth@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.08.2016)

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