Wie dressierte Affen

Warum man nicht auf den Hinterbeinen stehen soll.

Der nahende Welttierschutztag am 4. Oktober beschert uns wieder reihenweise Tierbilder (zum Wohl der Tierschutzorganisationen). Tieren werden ja mittlerweile beinahe ähnliche Rechte wie Menschen eingeräumt. Und während Tiere vermenschlicht werden, werden Menschen (zumindest sprachlich) vertiert.

Eine beliebte Sprechblase, die sich Mitarbeiter und Führungskräfte wechselseitig mantraartig mitteilen, lautet: „Da musst du dich auf die Hinterbeine stellen!“ Frage: Wie sollen wir Menschen anders als auf unseren Beinen stehen? Noch eine Frage: Da wir keine Vorderbeine, sondern Arme haben, warum sollen wir ausgerechnet auf unseren Hinterbeinen stehen?

Ganz hobbyzoologisch betrachtet: Wenn Bären sich auf die Hinterbeine stellen, dann verleihen sie ihren Forderungen Nachdruck à la Elefant im Porzellanladen. Also nicht sehr charmant. Wenn sich Hunde auf die Hinterbeine stellen, dann um irgendetwas zu erbetteln – Zuwendung zum Beispiel. Auch nicht sehr souverän. Die Liste ließe sich fortsetzen. Fazit: Wer sich auf die Hinterbeine stellt, muss aufpassen, nicht wie ein dressierter Affe auszusehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.10.2016)

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