Donald, König der Schlammcatcher

Nach Gutsherrenart verteilte Donald Trump zu Beginn seiner Pressekonferenz Lob und Tadel für die Journalisten.

Im Wahlkampf hatte er die „Washington Post“ zeitweise von Kundgebungen ausgesperrt, die angeblich dem Untergang geweihte „New York Times“ verhöhnt und zum Gaudium des Publikums über die „Lügenpresse“ gelästert – um nach der Wahl Arthur Ochs Sulzberger Jr., dem Herausgeber der „New York Times“, bei einem Redaktionsbesuch Honig um den Mund zu schmieren.

Nicht, dass dies ein amerikanisches Spezifikum wäre. Auch hierzulande gab – und gibt – es Sonnenkönige und Landesfürsten, die ihre Gunst unter den Medienleuten verteilten, sie bei unliebsamer Berichterstattung wieder entzogen und Reporter vom Hof verbannten. Demokratisch gewählte Repräsentanten sind gegen autokratische Allüren nicht gefeit; je länger sie im Amt sind, desto anfälliger sind sie dafür. Nur gut also, dass die Amtszeit von US-Präsidenten auf maximal acht Jahre begrenzt ist.

Trump gab darauf einen Vorgeschmack, worauf sich die Welt nach dem 20. Jänner einzustellen hat: auf Schreiduelle, auf einen Schlagabtausch wie im Boxen oder beim Schlammcatchen, auf Reality-TV-Pointen im Stil von „You're Fired“. Kurzum, auf Show statt Information. Wen interessiert schon seine Steuererklärung? Klassische Medien glaubt der Twitter-König ohnehin nicht mehr nötig zu haben. Wenn er sich da nur nicht irrt.

thomas.vieregge@diepresse.com

(Print-Ausgabe, 13.01.2017)

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