Wie ironisch darf Kanzler Kern auf Social Media sein?

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kern(c) Screenshot Facebook
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Kanzler Kern wurde auf Facebook von einer Nutzerin kritisiert, weil die "Scheiß Schnellbahn S7" ständig Verspätung hat. Sein Social-Media-Team antwortete mit Ironie. "Abgehoben" oder doch ein "Bossmove"?

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kernScreenshot Facebook/http://www.dasbesteaussocialmedia.de

Viel wurde bereits geschrieben über den neuen "smarten" Stil des Kanzlers. Christian Kern inszeniert sich gerne und durchaus anders als seine Vorgänger: Die 360-Grad-Show auf Puls4, die Slim-Anzüge, und nicht zuletzt das Joggen im Central Park in New York. Er nutzt Social Media so intensiv wie noch kein anderer Politiker der SPÖ. Das zeigte sich auch jüngst, als eine Userin den Kanzler auf Facebook anschrieb: "So, jetzt habe ich es satt, dass die, entschuldigen Sie bitte den Ausdruck, Scheiß Schnellbahn S7, ständig Verspätung hat. Wer bezahlt mir die ständigen Verspätungen meiner Arbeitszeit? Ihr gescheiten Politiker habt eh eure Privatchauffeure, und was ist mit uns? Auf uns Österreicher wird einfach nicht mehr geachtet, weil es zählen ja nur mehr die Asylanten ...". Sein Facebook-Team antwortete folgendermaßen:

Während der Social-Blog "Das Beste aus Social Media" Kern respektive sein Team für den "Bossmove" - vor allem für die Kreation des fiktiven Schnellbahnverspätungsbeauftragten - lobte, kam von Seiten der Opposition Kritik. FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache (mit derzeit rund 535.000 Fans auf Facebook der Politiker mit den meisten Followern; ihm folgt Außenminister Sebastian Kurz mit 454.000) bezeichnete die Replik als "ironische Antwort" und "Parodie". Wer hat nun recht: Ein Politiker, der auf ein emotional aufgeladenes Posting mit Ironie reagiert oder ein Politiker, der nüchtern und trocken zu einer Kritik Stellung nimmt?

Jedenfalls ist eine Reaktion hilfreich und richtig. Wer Kritiker lange auf eine Replik warten lässt, riskiert einen Schneeballeffekt à la "Das ist euch da oben anscheinend nicht wichtig, mir/uns zu antworten". Die Antwort sollte sachlich und höflich formuliert sein. Mit Ironie und Zynismus sollte man als Spitzenpolitiker sparsam umgehen, das sollte immer noch der Job der Satiriker sein. Aber: Die generelle schamlose Verrohung der Sprache in den sozialen Medien ("Scheiss" ist in diesem Fall noch harmlos) und die induktive Verallgemeinerung ("die Asylanten"), macht es den Protagonisten bzw. den Social-Teams nicht einfach, diese Knigge einzuhalten. Mehr gegenseitiger Respekt würde gut tun - "überhaupt in der Ballsaison".

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