Glosse

Donald Trumps Gipfel der Heuchelei

Die Kündigung des FBI-Chefs ist kontraproduktiv.

Wenn die politische Realität doch nur so simpel wäre wie das artifizielle Produkt der TV-Reality-Shows, in der ein schlichtes „You are fired“ genügt, um zum Markenzeichen des Machers und Troubleshooters zu werden. In diesem Universum ist Donald Trump groß geworden, und mit dem Instrumentarium des Business-Zampanos versucht er auch als Präsident, die Probleme aus der Welt zu schaffen. Dass er jetzt FBI-Chef James Comey Knall auf Fall feuerte, fügt sich ins Bild, in dem sich Trump als „Terminator“ inszeniert.

Die Aktion war indes so durchsichtig, dass sie erst recht Kritik provozierte. Denn die Begründung, die Trump lieferte, mutet wie der Gipfel der Heuchelei an. Das Weiße Haus nahm Comeys tatsächlich fragwürdige Behandlung der E-Mail-Affäre Hillary Clintons zum Anlass für dessen Kündigung. Dabei hatte Trump noch applaudiert, als der FBI-Chef kurz vor der Wahl überraschend entschied, die Ermittlungen in der Causa wiederaufzunehmen – was Clinton und die Demokraten bis heute als Mitursache für ihre Schlappe ansehen.

In Wirklichkeit ist dem Präsidenten das Agieren Comeys und des FBI bei der Untersuchung der Russland-Connection des Trump-Teams ein Dorn im Auge. Trumps Vendetta gegen die Geheimdienste wird sich als kontraproduktiv erweisen. In Washington gehen schon Assoziationen zu Richard Nixon und Watergate um – ein schlechtes Omen für Trump.

thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.05.2017)

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