Martin Schulz, das Strohfeuer

Was hatte man nicht alles von Martin Schulz erhofft, als er im Jänner zum Vorsitzenden der SPD nominiert wurde.

Erst wird die Partei mit ihm als Zugpferd die Landtagswahlen im Saarland gewinnen, dann jene in Schleswig-Holstein, und über den Turbo des Erfolgs in Nordrhein-Westfalen wird Schulz schließlich im September ins Kanzleramt in Berlin einziehen – und am Ende vielleicht noch in den Himmel auffahren.
Herausgekommen ist ein leichter Verlust im Saarland, ein etwas größerer in Schleswig-Holstein und gestern schließlich die Schlappe in Deutschlands größtem Bundesland. Alles nur Landeswahlen, hat mit dem Bund nichts zu tun? So versucht es zumindest die SPD-Führung in ihrer Verzweiflung jetzt darzustellen.
Aber natürlich ist gerade das gestrige Ergebnis in seinem Heimatbundesland eine ziemliche Ernüchterung für den „Messias der Sozialdemokratie“, den die Genossen im März mit 100 Prozent zu ihrem Chef gewählt haben. Der Zauber ist verflogen, die Euphorie nach nicht einmal einem halben Jahr dahin, das zeigen auch Umfragen, die die SPD wieder deutlich hinter der CDU/CSU sehen.
So schnell ändert sich die politische Großwetterlage. Schöne Reden und sympathisches Auftreten sind zu wenig, man braucht auch eine Vision und ein besseres Programm als eines, das auf alter Ideologie aufbaut. Vom Strohfeuer Martin Schulz können durchaus auch österreichische Politiker etwas lernen.

E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

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