Kommentar

Xi Jinping, die Pandas und Pu

Auf internationalem Parkett präsentiert sich Xi Jinping gern als weltgewandter Staatsmann, beinahe handzahm wie ein Teddybär samt leisem Lächeln.

An Angela Merkels Seite übergab Chinas Präsident dem Berliner Zoo neulich die possierlichen Pandabären Meng Meng und Jiao Qing. Derlei Präsente machen gute Laune, und sie zeigen die chinesische Führung von ihrer heiteren Seite.

Ganz und gar keinen Spaß verstehen die Pekinger Gralshüter des Staatskommunismus indessen bei Witzen auf Kosten des Regimes. Also verbannte Peking einen Fantasiebären aus dem bösen Westen. Auf Fotos Xi Jinpings montierten Scherzbolde in den sozialen Medien Bilder von Pu, jenem legendären „Bären von sehr geringem Verstand“ aus der Feder A. A. Milnes, dessen hintersinniger Humor Millionen Kinder begeistert hat. In guter Kinderbuchliteratur – Mark Twains „Huckleberry Finn & Tom Sawyer“ oder Astrid Lindgrens „Pippi Langstrumpf“ – stecken antiautoritäre Züge, die die Welt der Erwachsenen ein wenig ins Wanken bringen.

Wer kleine Unbotmäßigkeiten fürchten muss, dessen Reich steht auf tönernen Füßen – und er muss sich nicht wundern, dass Hunderte, Tausende Liu Xiaobos nachwachsen. So sehr China das Andenken an den jüngst verstorbenen Dissidenten zu tilgen versucht: Der kritische Geist lässt sich auf Dauer nicht auslöschen.

E-Mails an:thomas.vieregge@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.07.2017)

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