Der deutsche Staat wirft der baldigen Pleite-Airline Air Berlin hunderte Millionen Euro hinterher. Das ist nicht nur gegen alle Regeln, sondern auch ein verdammt schlechtes Geschäft.
Die Urlaubssaison ist gerettet. Kurz nachdem Deutschlands zweitgrößte Fluggesellschaft Air Berlin Insolvenz anmelden musste, griff Wirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) todesmutig in die Staatskasse und händigte der überschuldeten Airline 150 Millionen Euro aus. Der Überbrückungskredit soll den Flugbetrieb für drei Monate aufrecht erhalten. Damit kauft sich die Politik vom drohenden PR-Desaster frei, das die erwarteten Bilder von zigtausenden im Urlaubsparadies gestrandeten Deutschen im Wahlkampf für sie bedeutet hätten. Die Urlauber werden es ihr danken, für die allermeisten Deutschen ist die Rettungsaktion ihrer Regierung aber ein denkbar schlechtes Geschäft.
Den Untergang von Air Berlin werden auch die Steuermillionen nicht verhindern können. Das Unternehmen ist nach der italienischen Alitalia schon die zweite große europäische Fluglinie, die es nur noch mit Steuergeld vom Boden schafft. Das ist nicht die einzige Gemeinsamkeit: Beide Konzerne fliegen seit vielen Jahren Verluste ein, haben eine milliardenschwere Schuldenlast und kaum Aussicht auf Besserung. Air Berlin konnte sich nie entscheiden, ob es die deutschen Urlaubspendler nach Mallorca bedienen oder doch der Lufthansa im Premiumsegment Konkurrenz machen will. Dazu kommt ein Management, das es geschafft hat, die Kosten auf das Vierfache jener des Rivalen Ryanair ansteigen zu lassen. Kein Wunder, dass Ryanair-Chef Michael O'Leary gegen den deutschen Millionenregen klagt. Wie Rom im Fall Alitalia muss sich nun Berlin zu Recht die Frage gefallen lassen, ob der „Brückenkredit“ nicht gegen das EU-Verbot einer Finanzbeihilfe verstößt. Alles rechtens, wiegelt Berlin ab. Nächste Woche werde man sich in Brüssel erklären.