Die „bürgerliche Alternative“

Jetzt hat sich doch noch ein dritter Kandidat für die Präsidentschaftswahl gefunden – immerhin.

Die „Christliche Partei Österreichs“ nutzt eine Chance, die Grüne und Orange einfach liegen ließen: Sie versucht sich als staatstragende Partei zu präsentieren und ihre Ideen unters Volk zu bringen. Dass sie es geschafft hat, mehr als 6000 Bürger zu motivieren, den mühseligen Weg einer Unterstützungserklärung zu gehen, verdient Respekt.

Der Organisationsgrad der Obskurantenpartei, die in den letzten Jahren bei drei Wahlen nur zwischen 0,64 (Nationalratswahl '08) und 1,4 Prozent (Landtagswahl Tirol) herumgrundelte, ist damit höher als angenommen – eventuell sogar höher als der des BZÖ, das von Haider 2008 auf 10,7 Prozent hochgepusht worden war. Die Orangen hatten sich aber gesorgt, die Unterschriftenhürde vielleicht nicht zu packen – und damit der Lächerlichkeit preisgegeben zu sein. Man versuchte es daher lieber gleich gar nicht: möglicherweise ein schwerer Fehler. Denn die Präsidentschaftswahl wäre – dank des Fehlens der ÖVP – die einzige Chance Josef Buchers gewesen, sich bundesweit als Bürgerlich-Liberaler auszugeben.

Nun kann sich absurderweise Rudolf Gehring als „einzige bürgerliche Alternative“ für die Hofburg bezeichnen. Aber seine Partei hat kein ernsthaftes Programm vorzuweisen. Kernforderung ist ein Abtreibungsverbot. Weitere Ziele: Familiensplitting im Steuerrecht und Müttergehalt, dennoch ist man gegen den „sozialistischen Wohlfahrtsstaat“. Vor allem im Wirtschaftsteil klingen die Forderungen ziemlich schrullig.

Natürlich wird Gehring nicht abheben. Aber immerhin sprang er mutig auf das offene Feld, das sich ihm bot.


martina.salomon@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.03.2010)

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