Die Grünen sind die Türkisen von heute

Wirtschaft ist zu 50 Prozent Psychologie hat der deutsche Wirtschaftswunderkanzler Ludwig Erhard einmal gemeint. Für die Politik gilt das auch.

Ist die Stimmung gut, zeigt die Konjunkturkurve nach oben, wird die jeweilige Partei attraktiv für potenzielle Mitstreiter, die dann auch wieder Wähler anzuziehen vermögen. Im Wahlkampf 2017 war das so bei der ÖVP. Man hatte den Eindruck, als konnte sie sich vor lauter Quereinsteigern kaum erwehren.

Im Wahlkampf 2019 sind das die Grünen. Die Journalistin Sibylle Hamann kandidiert für sie nun ebenso wie die Bloggerin Dariadaria, mit bürgerlichem Namen Madeleine Alizadeh. Zuvor schon hatte Global-2000-Chefin Leonore Gewessler ihre Kandidatur bekannt gegeben. Und auch Alma Zadić, bisher Abgeordnete der Liste Jetzt, will beim grünen Bundeskongress antreten.

2017 war das bekanntlich noch anders. Da sind den Grünen die Leute davongelaufen: Eva Glawischnig, Peter Pilz, Flora Petrik. So sah dann auch das Wahlergebnis aus.

Die Grünen haben heute Konjunktur. Der Klimawandel ist in den Köpfen angekommen, nachgeholfen haben eine internationale Jugendbewegung und das aktuelle Wetter.

Es gibt aber auch einen hierorts menschengemachten Anteil am Wiederaufstieg der Grünen. Da war zum einen die Performance der Liste Jetzt alias Liste Pilz. Vor allem aber: Werner Kogler, anfangs als reiner Nachlassverwalter des kaputten Ladens gehandelt, hat eine erstaunliche Wandlung hingelegt: vom schrulligen Langzeitabgeordneten ohne größere Ambitionen zu einer Art neuem Alexander Van der Bellen. Die politische Substanz war bei Kogler immer da, nun hat der Unprätentiöse sein Bühnentalent noch so richtig zur Geltung gebracht. Und eben auch seine Managementfähigkeiten. Bei den Grünen eine besondere Herausforderung.

E-Mails an:oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2019)

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