Abseits jedes positiven Spins

Europas Staatenlenker sind wahre Meister im Verschlimmbessern.

Kommentar

Die Eurokrise für sich genommen ist schlimm genug. Das Zaudern der europäischen Politiker ist auch nicht besser. Die Art aber, wie sie im Vorfeld einen jeden Krisengipfel zum Desaster machen, die ist richtiggehend selbstzerstörerisch.

Da warten Europas Staaten angeblich aus Kalkül zu, um sich in Sachen Eurorettung wieder einmal zusammenzutun. Man erklärt dies damit, sich wirklich nur noch dann treffen zu wollen, wenn man tatsächlich etwas zu entscheiden hat. Potzblitz! Das hätte sich der einfache Europäer nicht gedacht. Die Spannung wird also sukzessive aufgebaut. Was man an sich noch als Taktik ansehen könnte.

Und dann? Lassen die Deutschen den eben erst aufgeblasenen Luftballon platzen. Nichts Großartiges sei zu erwarten, wird vorerst über die sogenannten „Kreise“ verbreitet. Was Kanzlerin Angela Merkel wenig später in eigenen Worten bestätigt. Es gehe eben alles nur Schritt für Schritt. Ihr französischer Freund stellt der Kanzlerin prompt ein Bein. Nicolas Sarkozy lässt über seine Minister ein „überzeugendes Signal“ einfordern und per Indiskretion wissen, dass er die Deutschen für verantwortungslose Egoisten hält. Dann wird wieder telefoniert, beim gemeinsamen Abendessen parliert und auf dem Brüsseler Medienteppich flaniert.

Also alles wie schon öfter gehabt. Dabei hätten sich die pleitegeplagten und durch Horrorszenarien verunsicherten Europäer zumindest einmal eine stimmigere Gipfelinszenierung verdient. Vielleicht wird's ja dann auch noch was aus einer schlagkräftigen Wirtschaftspolitik – so es bis dahin nicht zu spät ist.

claudia.dannhauser@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.07.2011)

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