Einmal die einen, einmal die anderen

Die Politik regiert den ORF. Das wird immer so sein – solange der Staat Rundfunkunternehmer spielt.

Da war der langjährige Washington-Korrespondent des ORF. Nach seiner Rückkehr und dem Regimewechsel von Rot zu Schwarz fand er sich auf einmal im Radiokammerl wieder, später durfte er immerhin in „Wien heute“ die neuesten News aus Floridsdorf rapportieren. Heute – das Regime wechselte mittlerweile wieder von Schwarz zu Rot – moderiert er die „Zeit im Bild“.

Da ist der langjährige „Report“-Chef, nach dem Regimewechsel von Rot zu Schwarz aufgestiegen, der nach dem abermaligen Regimewechsel von Schwarz auf Rot nun fernab des großen Scheinwerferlichts Dokumentationen verantworten darf – was höchstwahrscheinlich gar nicht uninteressant, aber machtpolitisch relativ unerheblich ist.

Mit den sich ändernden Machtverhältnissen im ORF werden nicht nur echte Politiksekretäre wie heutzutage Nikolaus Pelinka (SPÖ) oder seinerzeit Kurt Bergmann (ÖVP) beziehungsweise Gerhard Zeiler (SPÖ) nach oben gespült – in allen erdenklichen Ebenen wechseln die Farben. Das war immer so. Das wird immer so sein.

Solange der Staat sich einen eigenen Rundfunksender leistet. Der die Allgemeinheit die jährliche Kleinigkeit von knapp 600 Millionen Euro an Gebühren kostet – und nächstes Jahr noch einmal zusätzliche, von der Regierung genehmigte 30 Millionen Euro an „Gebührenrefundierung“.

Die entscheidende Frage ist also: Muss ein Staat heutzutage wirklich noch als Rundfunkunternehmer tätig sein? Noch dazu mit längst nicht mehr zeitgemäßen Strukturen?

Solange diese Frage mit Ja beantwortet wird und mit einem nebulösen „öffentlich-rechtlichen Auftrag“ begründet, so lange sollte man sich nicht wundern, wenn geschickte Karrieristen wie Nikolaus Pelinka die ORF-Chefbüros erobern und dies dann mit einer nachgereichten Pro-forma-Ausschreibung nicht einmal mehr als objektive Bestellung zu tarnen versucht wird.

Wobei: So ein bedeutungsvoller Job ist der Büroleiter des ORF-Generaldirektors dann auch wieder nicht. Laura Rudas wird, wenn sie das Verlangen danach verspürt, Alexander Wrabetz wohl weiterhin – auch ohne die Vermittlung Pelinkas – höchstpersönlich anrufen.

E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.12.2011)

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