Gelten für Frauen andere Maßstäbe?

Zwei Skandale – einer um Werner Amon, einer um Karin Hakl – und die unterschiedlichen Konsequenzen.

Es sind schon interessante Maßstäbe, die die ÖVP an ihre Abgeordneten anlegt: Da kann Werner Amon Fraktionsführer in einem Ausschuss sein, der Bestechungsvorwürfe gegen ein Unternehmen untersucht, das auch an eine von Amon geführte Organisation Geld gezahlt haben soll. Die Staatsanwaltschaft ermittelt deswegen sogar gegen den Mandatar. Alles kein Problem für die ÖVP, Amon darf weiter in dem Ausschuss sitzen und gegen sich selbst untersuchen.

Auf der anderen Seite haben wir Karin Hakl. Die Tiroler Abgeordnete gab nach heftigem Druck der Parteifreunde ihre Funktion als Telekomsprecherin auf, nachdem bekannt geworden war, dass die Telekom ihren Wahlkampf über eine Zwischenfirma mit 20.000 Euro gesponsert hatte. Das zu akzeptieren, war nicht sonderlich klug. Das wäre ungefähr so, als würde sich ein Verteidigungsminister von einer Rüstungsfirma auf die Jagd einladen oder für Beratertätigkeit bezahlen lassen.

Dass die ÖVP Hakl die Sprecherfunktion zurücklegen ließ, war ein logischer, sauberer und anständiger Schritt. Dass die ÖVP Amon weiterhin im U-Ausschuss arbeiten lässt, ist unlogisch, unsauber und falsch.

BZÖ-Mandatar Stefan Petzner hat die böse Unterstellung geäußert, der Unterschied in den beiden Fällen sei möglicherweise der, dass Hakl eine Frau ist. Wir wollen nicht hoffen, dass diese Vermutung die treffendste Äußerung ist, die Petzner in seiner bisherigen politischen Karriere gemacht hat.

E-Mails an: norbert.rief@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2012)

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