Koste es, was es wolle

Im Vergleich zur Ärztekammer ist sogar die Lehrergewerkschaft ein Vorbild an Innovation und Reformbereitschaft.

Gibt es eigentlich noch irgendetwas, gegen das die Ärztekammer nicht ist? Seit Monaten polemisiert sie gegen die elektronische Gesundheitsakte ELGA, als Argument wird stets der Datenschutz vorgeschoben. Das Argument einer Effizienzsteigerung im Gesundheitswesen durch das Vermeiden von Mehrgleisigkeiten lässt sie nicht gelten.

Gestern erfolgte dann die Grundsatzeinigung zur Gesundheitsreform. Durch eine zentrale Planung soll das bisherige wechselseitige Hin- und Herschieben von Verantwortung, Geld und Patienten zwischen Bund, Kassen und Ländern unterbunden werden.

Eine zentrale Überlegung dahinter: Je mehr Menschen zum Hausarzt gehen anstatt in die Ambulanz, desto günstiger wird es für das Gesundheitssystem. Der niedergelassene praktische Arzt erfährt also – nachdem in der Vergangenheit das Pendel eher zugunsten der Spitäler und Ambulanzen ausgeschlagen ist – eine unerwartete Aufwertung.

Und wer ist wieder einmal dagegen? Richtig. Die Ärztekammer.

Nun ist der neuerliche Anlauf zu einer echten Gesundheitsreform noch nicht mehr als eine Absichtserklärung, viele Details sind vorerst offen. Aber es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, um die Kosten in den Griff zu bekommen. Der Ärztekammer scheint dies kein allzu großes Anliegen zu sein.

E-Mails an: oliver.pink@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.06.2012)

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