Hoffentlich bleibt Herr Alex wenigstens bei Herrn Niko

Alexander Wrabetz geht nicht ganz entspannt in seine zweite Amtszeit. Selbst schuld: Keine Idee haben und zu feig sein, zu ihr zu stehen, ist ein bisserl viel.

Die ersten Wochen des neuen Jahres werden für den alten und neuen Generaldirektor juristisch interessant. Am heutigen Montag hätte eigentlich sein neuer Büroleiter Nikolaus Pelinka beginnen sollen. Allerdings läuft die Ausschreibung des Postens, die aus Gründen der Effizienz erst nach der Bekanntgabe des Ergebnisses erfolgt ist, noch. Arbeitsrechtsexperten werden vermutlich gerade ein paar nicht uninteressante Fragen klären: Ist die öffentliche Bekanntgabe der neuen Funktion von Herrn Pelinka ein konkludenter Dienstvertrag, dessen Erfüllung Pelinka einklagen könnte? Ist Herr Pelinka noch Stiftungsrat? Oder sogar wieder? Hat er oder hätte er mit der Bekanntgabe seiner aktiven ORF-Funktion das Stiftungsratsmandat zurücklegen müssen? Oder wurde er gleichzeitig in den Betriebsrat gewählt, sodass er seinen Sitz im Stiftungsrat behalten kann?

Alles nicht sehr lustig, das. Aber Alexander Wrabetz hat es so gewollt. Der eher nach Harmonie strebende Generaldirektor des öffentlich-rechtlichen Rundfunks beklagt sich immer wieder darüber, dass er in seiner Funktion wie ein Politiker behandelt werde. Würde er ja nicht, wenn er nicht wie ein Politiker, und zwar wie ein österreichischer Politiker, agierte. Wer sich mit Hunden ins Bett legt, sagt das alte Sprichwort, sollte sich nicht wundern, wenn er mit Flöhen aufwacht.

Interessant bleibt aber auch die inhaltliche Position der Redakteure, die gegen die Bestellung von Nikolaus Pelinka protestieren und notfalls rechtliche Schritte ergreifen wollen. Vor allem wenn man weiß, dass Herr Wrabetz seit dem Rauswurf von Elmar Oberhauser bis zum 31. Dezember auch Informationsdirektor und damit direkter Linienvorgesetzter aller Journalistinnen und Journalisten des Hauses war. Oder sogar noch ist, denn Alexander Wrabetz hat nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er die neue Struktur seines Direktoriums dazu nutzen will, inhaltlich im Geschäft zu bleiben: Kathrin Zechner soll nach Wrabetz' Vorstellung als Fernsehdirektorin nicht entscheidend mehr Kompetenzen haben als zuletzt Wolfgang Lorenz, also die Fernsehunterhaltung.

Nachdem man ausschließen kann, dass die immer topinformierten Fernsehstars all das nicht wissen: Warum haben sie nie öffentlichen Protest dagegen erhoben, dass der Informationsdirektor des ORF, dem der Fernsehchefredakteur direkt in der Linie zugeordnet ist, all die politischen Geschäfte gemacht hat, die er eben gemacht hat, um seine Wiederwahl zu sichern? Warum haben sie nicht öffentlich Klarheit darüber eingefordert, welche konkreten Auswirkungen die neue, politisch ausverhandelte Struktur für den Informationsbereich haben würde?

Und wie steht es mit Frau Zechner? Hat die kein Problem, von Herrn Alex als simple Unterhaltungschefin abgespeist zu werden, weil ihr der pompöse Titel Fernsehdirektorin auch ohne Kompetenzen recht ist? Falls nicht, was hat eigentlich Frau Zechner für Vorstellungen davon, wie ein öffentlich-rechtlicher Sender mit zwei Vollprogrammen heutzutage Information und Unterhaltung auszubalancieren hätte? Hat ihr der Herr Generaldirektor dazu irgendetwas sagen können, als er sie zur Wahl vorschlug?

Man kann das ausschließen. Da ist nichts. So schaut das aus, wenn man an der Spitze eines Unternehmens steht und inhaltlich genau keine andere Vorstellung hat als die, dortzubleiben, koste es, was es wolle – personell, strukturell und intellektuell.


Für Alexander Wrabetz ist jetzt Zahltag. Der junge Herr Pelinka hätte gern das, was man ihm versprochen hat: einen Spitzenjob als Gegenleistung für den Spitzenjob von Herrn Wrabetz. Man kann nur hoffen, dass Herr Alex wenigstens die Cojones hat, bei seiner Entscheidung zu bleiben. Schlimm genug, wenn er jemanden, der ungefähr so denkt wie Laura Rudas, braucht, um sich in der Welt zu orientieren. Wenn er jetzt auch noch zu feig ist, sein Versprechen einzuhalten und zu seiner jugendlichen Politprothese zu stehen, muss er damit rechnen, dass ihn auch die ORF-Portiere nicht mehr grüßen, weil sie ihn so verachten. Dass einen Büroleiter der Chef und nicht die Gender-Beauftragte aussuchen sollte, versteht ja vielleicht sogar die Wohlmeinendenkommune auf dem Küniglberg.

E-Mails an: michael.fleischhacker@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2012)

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