Stronachs Ende, Straches Glück

Die Implosion der letzten Vertreter des Teams Stronach kommt den Freiheitlichen zugute. Sie müssen dieser Tage überhaupt nichts tun. Das können sie auch am besten.

In dieser Zeitung war die Kritik an Frank Stronach und seinem Parteiprojekt meist zurückhaltender und dezenter formuliert als in anderen Medien. Nicht, weil wir diese Ansammlung von intellektuell nicht einmal überforderten Glücksrittern und Sektensuchenden ohne Kenntnis jedweden Glaubens besser als andere gefunden hätten, sondern, weil da ein vormals erfolgreicher Unternehmer beschlossen hatte, sein verdientes Geld für eine andere Politik zu verwenden. Und weil man alten Herren, deren Wahrnehmung sich einzuschränken droht, generell mit einer gewissen Nachsichtigkeit und Respekt gegenübertreten sollte.

Nun aber ist Frank Stronachs Parlamentshaufen Geschichte, ausgerechnet Kathrin Nachbaur, die ihrem Parteichef jahrelang treu ergeben war, wendet sich ab. Die de facto öffentlich verkündete Kürzung ihrer Gage, unzählige Demütigungen von oben, privates Glück und das Wissen, dass es auch andere bürgerliche Kreise gibt, in denen sie willkommen ist, beenden Stronachs traurige Expedition in die Politik. Es hat ihn viel Geld gekostet, viele Maulhelden haben davon etwas abbekommen. Die Liste werden wir vermutlich leider nie sehen, auch „Journalisten“ verdingten sich als Berater und Autoren.


Bärendienst und Slapstick. Leider war die ganze Aktion ein Bärendienst für Politik (und Medien). Da kam ein erfahrener Nichtstaatsdienstempfänger, wollte Wirtschaftsliberalismus mit Heimatscholle, Eigenverantwortung und Bürgerbeteiligung propagieren und lieferte doch nur Slapstick. Parteipolitisch entstand eine Mischung aus FPÖ, BZÖ und dem Cannabis der Neos. Schade. Nachbaur wird wohl über kurz oder lang bei einer anderen Partei landen, die ÖVP wird wohl bald anklopfen. Es ist zugegebenermaßen auch nicht so leicht, eine Partei zu gründen, zu verankern und etablieren. Die Neos müssen das gerade feststellen und machen es mit Blick auf das angebliche Team Stronach nicht so schlecht. Die Grünen sind schon mittelalterlich und haben alle existenziellen internen Kämpfe überwunden. Das macht sie zwar satt und ein wenig zu selbstzufrieden, aber bunte Reklame täuscht über vieles hinweg.

2015 wird das Ende des Teams Stronach dann quasi halb amtlich: Bei den Landtagswahlen gibt es nur noch die Steiermark, in der Stronachs Anhänger ein gallisches Dorf errichten und verteidigen können. Wien, Oberösterreich und das Burgenland sind für Stronachs Statthalter aber verloren.

Aus dem schönen östlichen Burgenland ist übrigens zu hören, dass die SPÖ wieder an der absoluten Mehrheit kratzt und der Fünfer vorn erreichbar ist. Die ironische Formulierung eines bekannten Kabarettisten vom „Kuba Österreichs“ wäre treffender denn je.


Haider hatte noch Ideen. Zurück ins Parlament und die Bundespolitik: Vieles spricht dafür, dass die Stimmen der frustrierten Stronach-Wähler an Heinz-Christian Straches FPÖ und ihr Fundamentaloppositionsmonopol gehen. Das Ungerechte an der Politik: Strache muss überhaupt nicht viel tun: ein Interview hier, ein Urlaub da, der Rauswurf eines übergeschnappten Bezirkspolitikers hier, die Verteidigung eines übergeschnappten Landespolitikers da, die Umfragedaten steigen, Wien wartet als Wahlerfolg ebenso wie die Steiermark. Inhaltlich kommt von der FPÖ wenig bis nichts.

Und wenn, dann verwechselt Strache brutto und netto oder wird ein Pensionskonzept vorgelegt, das nicht finanzierbar ist. Ein politisches Gegenprogramm, eine Idee, wie er es anders machen würde, konkrete Vorschläge,wie sie von Jörg Haider in seiner parlamentarischen Oppositionszeit etwa immer wieder kamen, fehlen.

Kurz: Der Erfolg ist absehbar trotz oder wegen der Nullperformance. Die Regierungsparteien sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um dies zu thematisieren oder zu nützen. Oder anders formuliert: Diese Regierung hat die Opposition, die sie verdient.



rainer.nowak@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.11.2014)

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