Die maskierte D-Mark

Schilling-Nostalgiker sollten überlegen, von welcher Währung sie reden.

Es zeichnet sich schon ab: Der nächste Wahlkampf wird eine Schilling-Schlacht. Angeführt vom Euro-Großprofiteur Frank Stronach, der bereits die Alpendollar–Nostalgiker um sich schart.

Aber von welchem Schilling reden die Herrschaften eigentlich? Von dem, der 2002 in Euro konvertiert wurde? Sorry, aber das war kein Schilling, sondern eine maskierte D-Mark. Die eigenständige österreichische Währung wurde in den Sechzigerjahren von Finanzminister Schmitz (ÖVP) halb und ein paar Jahre später von dessen Nachfolger Androsch (SPÖ) ganz abgeschafft, als Letzterer die strikte D-Mark-Bindung gegen Kreisky und dessen Einflüsterer aus der Industrie durchsetzte.

Das waren übrigens die besten Entscheidungen, die Nachkriegs-Finanzminister je trafen, denn die damit verbundene „Produktivitätspeitsche“ hat aus der österreichischen Wirtschaft erst den aktuellen Kraftlackel gemacht.

Österreich fährt also seit 40 Jahren sehr gut mit Währungsunionen. Ein kleines Land mit mehr als 50Prozent Exportquote in eine totale Inselwährung zurückzustoßen – eine dümmere wirtschaftspolitische Idee muss einem erst einfallen.

Die Alternative zu einem zerbröselnden Euro wäre also höchstens eine Alternativ-Währungsunion im Rahmen eines „Nordeuro“. Darüber entscheidet aber sicher nicht die österreichische Regierung. Und die Herren Strache und Stronach schon gar nicht.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.08.2012)

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