Schaffen wir doch die Eurokrise ab

Schuldenkrise? Ja. Europakrise? Okay. Aber Eurokrise? Wo ist die eigentlich zu beobachten?

Eurokrise! Wie oft haben Sie schon von ihr gehört, wie oft das Wort gelesen – auch in dieser Zeitung und auch von diesem Autor? Aber haben Sie sie schon einmal gesehen? Im Ernst: Ist Ihnen eine Währungskrise aufgefallen? Nein? Komisch. Klar, die Schuldenkrise ist unübersehbar. Und sollte der Euro abstürzen, zerfallen oder sonst etwas Auffälliges machen, könnte man von einer Eurokrise reden. Aber tut er das? Bisher nicht. 2012 war sogar ein eher positives Jahr für die Gemeinschaftswährung.


Klar, das klingt jetzt wie die abgewetzten Phrasen, die unsere hoch talentierten Volksvertreter ständig dreschen. Aber ganz ohne Zynismus und so objektiv wie nur irgend möglich betrachtet, muss man schon sagen: Es gibt tatsächlich keine Eurokrise.

Die Währungsunion hat traditionellen Inflationsländern wie Italien und Griechenland lediglich die Möglichkeit zur Abwertung genommen – was derzeit zu großen Problemen führt. Aber eben auch zu längst notwendigen Reformen. Sehen Sie irgendwelche derartigen Reformen in den USA, deren Schuldenberg den europäischen durchaus in den Schatten stellt? Nein? Eben.

Der Euro hat sein Versprechen, stabiles Geld für Europa zu sein, bisher eingehalten. Das ist keine Krise, sondern ein zu begrüßender Umstand. Die griechische Regierung scheint das zu verstehen – weshalb die Drachme wohl eingemottet bleibt.

E-Mails an: nikolaus.jilch@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.01.2013)

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