Sind Aufseher die besseren Direktoren?

Die deutsche Bankenaufsicht greift ungeniert in das operative Geschäft von Banken ein. Keine gute Idee.

Die Aktionäre der italienischen Großbank UniCredit werden sich in der jüngeren Vergangenheit wohl öfter still und leise bei Alessandro Profumo bedankt haben. Der frühere Chef der Bank hat nämlich mit der Übernahme der deutschen HypoVereinsbank und der österreichischen Bank Austria dafür gesorgt, dass die UniCredit heute überhaupt noch Gewinne schreibt.

Nicht gerechnet haben die Italiener wohl mit der deutschen Bankenaufsicht (BaFin). Sie hat nämlich die HypoVereinsbank angewiesen, „ihr“ Kapital vor dem Zugriff der Italiener zu schützen, die „überschüssige Liquidität“ von ihrer deutschen Tochter abziehen wollten. Die BaFin will verhindern, dass die deutsche Einlagensicherung bezahlen muss, falls bei der UniCredit etwas schiefgehen sollte.

Das ist insofern originell, als es gemeinhin den Eigentümern von Unternehmen vorbehalten sein sollte, welche Rollen sie ihren teuer zugekauften Betrieben zugestehen. Ob sie in diesen einen verlässlichen Gewinnlieferanten oder einen komfortablen Liquiditätspolster sehen, ist allein deren Sache, solange alle Auflagen eingehalten werden.

Zumal das Grundproblem ja einfach zu lösen wäre. Etwa, indem die Einlagensicherung ersatzlos gestrichen wird. Die Sparer hätten dann die Wahl, ob sie ihr Geld lieber einer Bank anvertrauen, die es ihrer ausländischen Mutter weiterleitet – oder ob sie es (niedriger verzinst) zu einem konservativeren Institut tragen, die das Geld in der Region lässt.

Derzeit können Sparer jedes Risiko gehen, weil ihre Einlagen ohnehin von der Allgemeinheit gesichert sind. Eine rücksichtslose Trittbrettfahrerei unter dem offiziellen Schutz der Bankenaufsicht.

franz.schellhorn@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.01.2013)

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