Ungeniert, aber ehrlich

Beim Postenschacher rund um die FMA wurde absolut nichts verschleiert.

Man könnte sich natürlich wundern: Mitte Februar läuft der Vertrag einer der Vorstände der Finanzmarktaufsicht aus, und der Posten ist immer noch nicht ausgeschrieben. Ist da was passiert? Hat das für die Ausschreibung zuständige Finanzministerium etwa die Sache verschlafen?

Wundern darf man sich natürlich immer. Aber in diesem Fall ist das keineswegs angebracht. In Wahrheit läuft die Neubestellung des FMA-Vorstandes beispiellos transparent ab. Glasklar: Eine Ausschreibung erfolgte bisher nicht, weil sie eigentlich nicht notwendig ist. Die Sache ist nämlich politisch längst ausgemauschelt. Bewerbungen sind also für die Katz'.

Da konnte die Arbeit der beiden FMA-Chefs zuletzt noch so kritisiert werden: Der „rote“ darf bleiben, weil SPÖ-Kanzler Werner Faymann das so will. Der „schwarze“ muss zwar gehen, wird aber mit einem gut dotierten Job in der Nationalbank belohnt. Sein Abgang wiederum ermöglicht es ÖVP-Finanzministerin Maria Fekter, einen Mann ihres Vertrauens in die FMA-Chefetage zu setzen. Das darf sie zwar von Gesetzes wegen nicht, aber für dieses Problem wurde ungewöhnlich rasch eine Lösung gefunden. Jetzt darf sie jedenfalls.

Wundern? Sehen wir es doch so: Die Koalition verschwendet nicht unnötig Energien damit, unappetitlichen Postenschacher zu verschleiern. Ungeniert, aber ehrlich, lautet das neue Credo. Danke sehr. Wir kennen uns aus.

hanna.kordik@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.01.2013)

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