Urschitz meint: Die genialen Steuerstrategen des ÖGB

Ohne große Vermögen im Land geht es uns sicher besser, oder?

Ein Gewerkschaftsökonom, als solcher klarerweise Vermögensteuerfan, hat uns in einem vorgestern in der „Presse“ erschienenen Gastbeitrag geraten, das „Offensichtliche zur Kenntnis“ zu nehmen: dass nämlich Vermögen in Österreich extrem ungleich verteilt sind.

Wissen wir. Haben wir auch so geschrieben. Und gleich die dafür maßgeblichen (und vom Herrn Ökonomen nicht widerlegten) Hauptgründe genannt: dass nämlich hierzulande der Anteil an Mietwohnungen sehr hoch ist (was zur Immobilienkonzentration führt). Und dass sehr große Vermögen per Stiftungslösung bewusst ins Land geholt wurden, was dem Steueraufkommen nicht schadet.

Nur: Was machen wir jetzt? Eine klassische Vermögensteuer à la SPÖ-Konzept ist ja nicht nur unsinnig (teure Einhebung, bringt wenig), sie ist auch international im Aussterben begriffen. De facto gibt es sie nur noch in vier OECD-Ländern. Sehr verbreitet ist dagegen die Grundsteuer. Die gibt es auch in Österreich, und sie ist hier tatsächlich sehr niedrig. Da könnte man im Notfall – im Rahmen eines Gesamtsteuerkonzepts mit insgesamt sinkender Steuerquote – durchaus etwas machen, obwohl sie, wie jede ertragreiche Vermögensteuer, eine Massensteuer ist. Noch dazu eine, die (und das ist wirklich reparaturbedürftig) große Grundvermögen über die agrarische „Grundsteuer A“ so gut wie steuerfrei stellt.

Das SPÖ/ÖGB-Konzept bringt uns freilich die dümmste Form der „Gerechtigkeit“: Wenn es gelingt, die Stiftungen der Piechs, Flicks etc. aus dem Land zu ekeln, dann sinkt tatsächlich die Vermögensungleichheit ein bisschen. Detto das Steueraufkommen. Eine wirklich geniale Idee, die sicherlich allen zugutekommt, nicht wahr?

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)

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