Viel zu viel Hitze im Privilegienstadel

Von Hitzeferien ohne Hitze und anderen Absurditäten.

Wissen Sie, was eine „temperaturunabhängige Hitzeregelung“ ist? Nein? Dann waren Sie noch nie in der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) angestellt. Die Regelung besagt schlicht und ergreifend, dass Notenbanker am 1. Juli eine kleine Hitze-Zeitgutschrift bekommen. Temperaturunabhängig. Man wird doch nicht auf die einem zustehenden Hitzeferien verzichten, nur weil es kalt ist!

Wenn Ihnen jetzt, ganz temperaturunabhängig, die Hitze zu Kopf zu steigen beginnt: Calm down! Die paar Stunden machen das Kraut nicht fett, wir wollen im Sinne unserer Währungsstabilität alle ausgeruhte Notenbanker haben, und es gibt Wichtigeres im Land.

Die Regelung, die vom Rechnungshof jetzt wieder einmal kritisiert wurde, ist freilich so charakteristisch für die diversen heimischen Proporz-Privilegienstadel, die sich trotz aller ja doch stattfindenden partiellen Modernisierungsversuche im Staat eisern gehalten haben und mit Zähnen und Klauen gegen ohnehin zaghafte Reformversuche verteidigt werden.

Da geht es nicht nur um die OeNB und es geht nicht nur um provokant-skurrile Privilegien wie Hitzeferien ohne Hitze. Da geht es um Milliarden, die ohne Not verpulvert werden. Gerade erst hat ja der Rechnungshof-Präsident erwähnt, dass man 1,4 Mrd. Euro sparen könnte, würde man das Pensionsrecht der Sozialversicherungen; nein, nicht an das ASVG, sondern an das der Beamten angleichen.

Und, hat man schon etwas in die Richtung gehört? Nein? Ach so: Man kann zur Staatsfinanzierung ja noch ein paar Steuern oder SV-Beiträge erhöhen, es besteht also kein Grund, in ungerechtfertigte Privilegien einzugreifen. Vertrauensschutz, Sie verstehen!

Apropos Pensionen: Der Durchschnittsbürger macht sich keine rechten Vorstellungen darüber, was hier abgeht. Die OeNB muss etwa für ihre 2400 Aktiven und Pensionisten knapp zwei Mrd. Euro an Rückstellungen beiseitelegen. Würde man mit diesem System ganz Österreich beglücken, also allen eine Notenbank-Pension versprechen, dann würde man für aliquote Rückstellungen ein Vielfaches des BIPs benötigen. Klingt nachhaltig, oder?

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2014)

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