Ladenschließer mit altbackenen Argumenten

General view of the headquarters of defunct Austrian lender Hypo Alpe Adria  in Klagenfurt
General view of the headquarters of defunct Austrian lender Hypo Alpe Adria in Klagenfurt(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Wer für strikten Ladenschluss ist, hat das Internet nicht begriffen.

Die lähmende Diskussion um die Sonntagsöffnung in Wien hat neulich wieder einen Höhepunkt erlebt: Mit der Präsentation einer Gewerkschaftsumfrage, wonach an die 95 Prozent der Wiener Handelsangestellten gegen eine Öffnung der Geschäfte an Sonntagen sind.

Der Ladenschluss bleibt also, wie in den vergangenen 40 Jahren, ein Dauerbrenner. Aber es geht immerhin etwas weiter: Die gleichen Argumente wie jetzt hat man ja schon beim Abendverkauf nach 18.30Uhr und beim offenen Samstagnachmittag gehört. Sie haben sich schon damals als unsinnig herausgestellt.

In der Zwischenzeit hat sich wenigstens die Arbeitgebervertretung einen kleinen Schritt in Richtung Unternehmertum bewegt. Wer etwa noch vor zehn oder 15 Jahren gemeint hat, dass Unternehmer vielleicht selbst am besten wissen, wann sie Geschäfte machen können und dass man ihnen deshalb die Öffnungszeiten nicht unbedingt vorschreiben müsse, hat sich ja auch von der Wiener Greißlerinnung (vulgo WKO-Handelssparte) einiges anhören müssen. Jetzt sind wenigstens die Kämmerer schon dafür, in Tourismuszonen ein bisschen Unternehmertum zu erlauben.

Was freilich nicht auszurotten ist, ist das oft gebrauchte Killerargument, eine Ausweitung der Geschäftszeiten würde Umsätze nicht erhöhen, sondern nur neu verteilen. Es stimmt zwar, dass die Kaufkraft insgesamt nicht steigt. Aber diese Kaufkraft geht in reichen Ländern nicht zu 100 Prozent für lebensnotwendige Anschaffungen auf, sie enthält auch einen beträchtlichen disponiblen Teil. Um den Hunderter, den man sonntags einsteckt, matchen sich etwa Kino, Theater und Restaurant. Aber nicht Kleiderladen und Buchhandlung. Denn die müssen ja geschlossen halten. Macht nichts, dafür gibt's ja das Internet, nicht wahr?

Dieser Gefahr aus dem Netz könnten initiative Unternehmer gegensteuern – wenn man sie ließe. Die Gewerkschaft soll sich unterdessen darum kümmern, dass dabei die Handelsangestellten nicht unter die Räder kommen. Das ist allerdings eine Frage von Kollektivvertrag und Arbeitszeitgesetz – und hat mit der Ladenöffnung rein gar nichts zu tun.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2015)

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