Vom richtig dosierten Geben und Nehmen

Leider stellen wir fest, dass Korruption kein Balkan-Phänomen ist.

Die serbische Zeitung „Blic“ hat neulich eine Korruptionspreisliste veröffentlicht. Ein super Service: Man weiß gleich, woran man ist und läuft nicht Gefahr, beispielsweise für eine Baugenehmigung versehentlich mehr zu schmieren als die üblicherweise verlangten 1000 Euro. Das nennt man Klarheit und Transparenz!

Ganz im Ernst: Korruption ist ein riesiges Problem. Auf dem Balkan, aber nicht nur dort. Denn nicht weniges aus dieser Liste dürfte auch geplagten Österreichern irgendwie bekannt vorkommen. Korruption verteuert Investitionen, bremst, wie man in Griechenland und Italien schön beobachten kann, das Wirtschaftswachstum, führt zu ineffizientem öffentlichem Mitteleinsatz, weil nicht die optimalen, sondern die bestgeschmierten Projekte zum Zug kommen und verschlechtert die gesamtwirtschaftliche Produktivität. Die Linzer Uni geht für Österreich von einem volkswirtschaftlichen Schaden von gut 27 Mrd. Euro aus.

Insofern ist noch ein Faktum interessant: Ein Belgrader Krankenhausdirektor ist neulich festgenommen worden, weil er für 500 Euro Patienten in der Operationsliste vorreihte. Festgenommen! Bei uns bleibt man Mitglied der niederösterreichischen Landesregierung, wenn man als Geldbote für 700 schmierige Tausender enttarnt wird. Nur zum Vergleich, von wegen Balkan.

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2015)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.