Almosen für den armen Porsche-Bauern

Die Subventionsdatenbank ist ein Sammelsurium an Tollheiten.

Was haben die Queen, der Fürst von und zu Liechtenstein, die Telekom Austria und das Straßenbahnmuseum Mariazell gemein? Sie sind Empfänger von sechs- bis siebenstelligen Agrarförderungen. Typische Bauern eben. Nahrungsmittelsicherheit und Landschaftspflege müssen uns schon etwas wert sein.

Und es geht ja auch um soziale Verantwortung: Wie würde beispielsweise die offenbar verarmte Hoferbin Flick Ingrid aus Schiefling am Wörthersee ohne die 6469 Euro, die sie 2014 aus dem Agrartopf erhalten hat, über die Runden kommen? Wie könnte der Didi-Mateschitz-Bauer aus Salzburg seinen „Bergbauernhof“, den er offenbar als KG führt, ohne die 2737,80 Euro an „Ausgleichszahlung für naturbedingte Nachteile zugunsten von Landwirten in Berggebieten“ weiterbetreiben? Und wie soll man den Porsche-Hof in Zell am See erhalten – ohne den Gegenwert eines mäßig ausgestatteten 911ers (153.000 Euro), mit dem ihn die österreichischen Steuerzahler 2014 alimentiert haben? So ein zweistelliges Milliardenvermögen ist ja auch nicht mehr das, was es einmal war!

Ganz im Ernst: Die Agrartransparenzdatenbank, die jetzt wieder vollständig veröffentlicht werden muss, ist voll mit solchen Tollheiten. Der erste echte Landwirt findet sich in der österreichischen Liste der Subventionsnehmer übrigens erst auf Rang41. Größter Subventionsempfänger ist mit 24 Mio. Euro praktischerweise die für die Verteilung der Agrarsubventionen zuständige AMA selbst. Da bekommt der Terminus „Selbstbedienung“ gleich einen neuen Klang.

Interessant wäre auch, wie sich der echte Bauer aus Spittal an der Drau am anderen Ende der Liste gefühlt hat, als er auf dem Konto eine Überweisung von 0,01Euro (in Worten: ein Cent) als „Betriebsprämie“ für 2014 vorgefunden hat.

Wenn man sich das durchliest, sieht man mit freiem Auge: Da ließen sich ein dreistelliger Millionenbetrag in Österreich und ein zweistelliger Milliardenbetrag in Europa einsparen, ohne dass einem einzigen echten Bauern auch nur ein Cent weggenommen würde. Wie lang lassen sich die Steuerzahler diesen Irrsin eigentlich noch gefallen?

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.06.2015)

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