Aus dem Handbuch für Steuervermeider

Steuerzahlen gehört nicht unbedingt zu den größten Stärken der Agrarier.

Aus dem unveröffentlichten „Handbuch für Steuervermeider“, Kapitel Landwirtschaft: Herr N. ist Jäger und zahlt für sein Hobby rund 30.000 Euro Jagdpacht an eine Agrargemeinschaft, zu der sich lokale Bauern zusammengeschlossen haben. Er gehört aber auch zu jener immer kleiner werdenden Gruppe von Bürgern, die als Netto-Steuerzahler das finanzklamme Staatswerkel noch am Laufen halten. Als solchen ärgert ihn über alle Maßen, dass die Grundbesitzer seine Jagdpacht de facto völlig steuerfrei einsacken können.

Und das geht so: Verpächter ist zwar die Agrargemeinschaft, in dem Fall eine körperschaftsteuerpflichtige Körperschaft öffentlichen Rechts. Die Erlöse werden steuerlich aber nicht der Körperschaft, sondern ihren Eigentümern zugerechnet. Und dort verschwinden sie de facto unversteuert in der Steuerpauschalierung, die seit der Pröll'schen Reform vor ein paar Jahren praktisch alle Bauern vor übermäßigem Steuerzahlen schützt. Das gilt übrigens auch für andere Erlöse der Körperschaft, etwa aus dem Holzeinschlag.

Eigentlich ist die Lage aber noch wilder, als Herr N. sagt: Bei seiner Agrargemeinschaft spielt die Zurechnung nämlich eine untergeordnete Rolle, weil diese „Urbarialgemeinden“, soweit Einnahmen aus Land- und Forstwirtschaft betroffen sind, ohnehin körperschaftsteuerbefreit sind.

Das ist für die Staatskassa kein Mückenproblem, denn in Österreich gibt es mehr als 4000 solcher steuerprivilegierten Agrargemeinschaften. Und sie werden für ihre steuermindernde Tätigkeit aus Steuergeldern auch noch fürstlich belohnt: Sie gehören (parallel zur Förderung ihrer Mitglieder) auch noch zu den Großempfängern von Agrarsubventionen. Die Agrargemeinschaft, bei der Herr N. pachtet, hat 2014 beispielsweise deutlich mehr als 90.000 Euro aus dem Fördertopf bekommen.

Herr N. meint, da hätten sich effiziente Lobbys ganz ordentlich im Systemspeck eingenistet, und das Ganze sei eigentlich ein unfassbarer Akt steuerlichen Schmarotzertums. Finden wir, ehrlich gesagt, auch. Vielleicht kann sich der Finanzminister einmal darum kümmern. Steuergerechtigkeit und so . . .

josef.urschitz@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2015)

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